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Gedenkstätten
Schülerbesuch soll zur Pflicht werden

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) möchte für Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen den Besuch einer Gedenkstätte für Opfer von NS-Verbrechen zur Pflicht machen. Sie sehe viele gute Argumente dafür, über eine solche Verpflichtung nachzudenken. Die Ministerin äußerte sich darüber auch angesichts des von der jüdischen Gemeinschaft beklagten zunehmenden Antisemitismus in der Gesellschaft.

Die Vermittlung des Nationalsozialismus und der Verbrechen des NS-Regimes sei ein Thema, das man sehr ernst nehmen müsse, meinte Eisenmann weiter. Man könne Gegenwart und Zukunft nur gestalten, wenn man einen Bezug zu seiner Herkunft habe. Im Herbst wolle die Kultusministerin mit dem Landesschülerbeirat über den angedachten Pflichtbesuch sprechen. Entschieden werden soll dann im Frühjahr 2019.

Die jüdische Gemeinde in Baden unterstützt die ministerielle Initiative. Rami Suliman, Vorsitzender der israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, meinte dazu, dass „es sinnvoll, wichtig und richtig sei, wenn die Schülerinnen und Schüler baden-württembergischer Schulen über Gedenkstättenbesuche ihr geschichtliches Wissen durch eigenes Erleben vertiefen“. Die Besuche selbst könnten aber nur ein Teil in einem ganzen Maßnahmenbündel sein, so Suliman weiter. Wichtig sei die Aufklärung über das Judentum, jüdisches Leben und Juden in Deutschland.

Zustimmung für das Ansinnen der Kultusministerin kam auch von den Grünen im Landtag. Die bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser sagte dazu, dass in „Zeiten, in denen es eine AfD gibt, die mit Hass und Hetze die Gesellschaft zu spalten versucht und die Jahre der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft als Vogelschiss in der Geschichte relativiert“, die Initiative nötig sei.

Die AfD im Landtag lehnt Pflichtbesuche entsprechend ab. Emil Sänze, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD, ist der Auffassung, dass man das Gegenteil des Gewünschten erreichen werde. Betroffenheit würde man vor Ort erreichen, indem man die „vielen jüdischen Artefakte oder Friedhöfe in Baden-Württemberg besuche und den Schülern begreiflich mache, dass aus der Mitte einer Stadt- oder Dorfgemeinschaft Nachbarn aus niedrigsten Motiven ausgeliefert und verraten wurden“. Dazu brauche man kein „Pflichtfach in der Schule“.

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